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Ja zum Vater, zu Jesus und zu den Geschwistern

Predigt von Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele bei der Eucharistiefeier am 100. Geburtstag von Prälat Professor Dr. Heinz Fleckenstein in der Michaelskirche Würzburg am 23. Januar 2007

Das Ja Jesu

Am 100. Geburtstag unseres Mitbruders Heinz Fleckenstein weist uns die Liturgie mitten hinein in das Leben und Wirken Jesu Christi. Dem Zeugnis des Hebräerbriefs gemäß steht es ganz im Zeichen seiner Bereitschaft, den Willen des Vaters zu erfüllen. Was im Psalm 40 ein Armer bekennt, der Gott für die empfangene Hilfe dankt, bestimmt vom ersten bis zum letzten Atemzug das Sein und Tun Jesu. Er machte die Worte des Psalmisten in einzigartiger Weise wahr: „Ja, ich komme, um deinen Willen, Gott, zu tun“ (Hebr 10,7). „Ja, Vater“ heißt die Grundentscheidung Jesu; „Ja, Vater!“ war seine Grundhaltung; „Ja, Vater!“ war seine Grundidee, „die Idee, die sein Leben gestaltete, seine Schritte lenkte, seine Taten bestimmte.“ Mit Paulus dürfen wir bekennen: „Gottes Sohn Jesus Christus, ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen, in ihm ist das Ja verwirklicht“ (2 Kor 1,19). Im letzten Buch der Bibel findet sich die kühne Formulierung: Er ist der, „der ‚Amen’ heißt“ (Offb 3,14). Kurz gesagt: Sein Dasein ist durch und durch ein Jasein.

Weil er die Menschen liebt, will er sie alle in sein „Ja, Vater“ hineinnehmen. Er offenbart ihnen den Willen des Vaters und ruft sie auf, diesem zu folgen. Das lässt ihn erklären: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mk 3,35). Wer mit ihm das „Ja, Vater“ lebt, gehört wie ein Blutsverwandter zu ihm, ist mit ihm aufs innigste verbunden.

Von hier aus fällt Licht auf das Leben des Priesters und Professors Heinz Fleckenstein.

Leben im Zeichen des Jaworts Jesu

Das vielgestaltige und vielschichtige segensreiche Wirken unseres Mitbruders wurde durch ein dreifaches Ja geprägt: das Ja zum Vater und zu dessen Willen; das Ja zu Jesus Christus, und engstens verbunden damit das Ja zu allen Geschwistern des Herrn und insbesondere das Ja zu seiner Kirche.

Das Ja zum Vater

Zu den vielen Aufgaben, die Heinz Fleckenstein in seinem ganzen priesterlichen Wirken gezielt anging, gehört das Mühen um das Gotteswort und den Gottesdienst. Ob er als Seelsorger, als Moraltheologe oder als Pastoraltheologe tätig war, immer gehörte die Priorität dem Dienst am Wort und dem Dienst, den Gott an uns tut samt dem Dienst, den wir ihm leisten dürfen. Schon als Student hatte er einen ihn faszinierenden Lehr- und Lebemeister für diese Aufgaben gefunden: Romano Guardini. Als Quickborner ist er ihm immer wieder auf der Burg Rothenfels begegnet. In einem Interview erklärte der 85-jährige: „Was Gottesdienst ist …, was Wort ist, das haben wir kapiert als junge Dächse.“ So kam es, dass er sich schon früh in der liturgischen Bewegung engagierte und sich für die Erneuerung der Liturgie einsetzte. Es verstand sich sozusagen von selbst, dass er bei der Würzburger Synode in der Sachkommission „Gottesdienst – Sakramente – Spiritualität“ mitwirkte. Als Berichterstatter über die Vorlage zum Gottesdienst hatte er Gelegenheit, für all das einzutreten, was in diesem Text auch seinen Intentionen entsprach. In tätiger Treue hat er immer wieder den Mitbrüdern geholfen und wenn es möglich war, Predigten und Gottesdienste übernommen.

Zum bewussten Ja zum Willen Gottes gehörte für Professor Fleckenstein die Sensibilität für die Zeichen der Zeit. Mit dem Konzil sah er es als seine Pflicht an, „nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.“ Eine wichtige Erkenntnishilfe waren dabei die Vertreter der verschiedenen Fakultäten, mit denen er persönliche und offizielle Kontakte suchte. Das war nicht zuletzt ein Grund dafür, dass er das Vertrauen der verschiedenen Universitätsdisziplinen erwerben konnte und so zweimal als Rektor der Alma Julia wirken durfte.

Das Ja zu Jesus Christus

Wie der Völkerapostel verstand sich unser Mitbruder als „Diener Christi und Verwalter von Geheimnissen Gottes“ (1 Kor 4,1). Jesus Christus war eindeutig die Mitte seines Glaubens und seiner Pastoral. Auch dazu hat die Begegnung mit Romano Guardini wesentlich beigetragen. In der Burg Rothenfels hat dieser immer wieder seinen Zuhörern das Bild Christi vor Augen gestellt: „Das war ja eines seiner zentralen Themen, das haben wir damals verschlungen“, berichtet Fleckenstein. Aus diesen Ansprachen ist das Buch „Der Herr“ geworden. Es war für unseren Mitbruder eine wichtige Wegweisung. Später erklärte er: Wir haben den „Herrn“ gepredigt, Jahre lang, Jahrzehnte lang“. Unser Mitbruder wusste um die Chance, Christus im Gottesdienst und in den Hilfsbedürftigen zu begegnen. Das sagte ihm die doppelte Verheißung Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20) und: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Es entspricht dem Vorbild Jesu, wenn unser Mitbruder bemüht war, ganzheitliche Hilfe zu leisten. So ergibt sich aus dem Ja zu Christus und seinem Wirken das Ja zu allen seinen Schwestern und Brüdern.

Das Ja zu den Geschwistern

In seiner Wissenschaft und in seinem priesterlichen Engagement trat Professor Fleckenstein immer wieder als Anwalt und Helfer der Mitmenschen auf. Er machte sich ihre Wünsche wie ihre Nöte zu Eigen. Wiederholt äußerte er sich zu den Beziehungen zwischen den Geschlechtern und zur Sexualethik sowie zu konkreten Fragen der Ehe. Mit besonderer Aufmerksamkeit widmete er sich denen, die unter „Organminderwertigkeiten“ und Organstörungen zu leiden hatten. Das motivierte ihn zusätzlich zum Kontakt mit den Ärzten.

Im kirchlichen Leben setzte er sich für die Würde und Sendung der Laien ein. In Theorie und Praxis förderte er die Wiederbelebung des Ständigen Diakonates. Er hatte ein offenes Herz für die Probleme, die den Priestern an der Basis zu schaffen machen. Bereits vor 50 Jahren schrieb er im Kleruskalender Bedenkenswertes zur „Vereinfachung und Konzentration in der Seelsorge“ , genau also zu den Fragen, die uns zurzeit bedrängen. Wenn Priester sich zum Gebet oder zur Besinnung trafen, war Heinz Fleckenstein bis kurz vor seinem Tod mitten unter ihnen. Vier Bischöfen war er ein zuverlässiger Helfer. Sein Ja zu Christus und zu dessen Geschwistern schloss das entschiedene Ja zur Kirche ein. Es war ein tätiges Ja, das selbst undankbare Kleinarbeit nicht scheute. So half er auf der Pfarreiebene, in der Domschule, in der Theologie im Fernkurs und insbesondere bei der Diözesansynode von 1954 und bei der Synode der Deutschen Bistümer 1971-1975.

Glaubwürdiges Ja

In seinen Erinnerungen an Romano Guardini spricht Professor Fleckenstein dankbar von dessen „so ganz schlichter, so ganz einfacher Weise“, in der er „so überzeugend“ zu helfen wusste. Diese Worte kennzeichnen die Art, in der unser Mitbruder unter uns gelebt und gewirkt hat. Er hat sein Ja zum Vater, zu Jesus Christus und zu allen dessen Geschwistern schlicht und einfach, überzeugend und bewegend, freimütig und gelassen, zuverlässig und treu gesprochen. So kann er uns weit über den Tod hinaus Wichtiges, Bleibendes vermitteln. Möge der Herr es ihm vergelten. Amen.

(0407/0154)