Würzburg (POW) „Wir kommen deutlich schneller voran als gedacht. Statt nach geplanten vier Jahren werden die Arbeiten an der Außenfassade des Kiliansdoms nach zwei Jahren abgeschlossen sein.“ Sichtlich zufrieden sind Abteilungsleiter Günter Dorbath und Technischer Amtsrat Helmut Ludwig von Staatlichen Hochbauamt mit dem Fortgang der Außenrenovierung der Würzburger Kathedrale. Insgesamt 8000 Quadratmeter Wandfläche waren auszubessern und neu zu streichen. Anfang November 2006 sollen die letzten Gerüstteile abgebaut und damit auch der Blick auf die umgestaltete Westfassade freigegeben werden.
„Es ist nicht zuletzt dem Bayerischen Kultusministerium als Geldgeber zu verdanken, dass alles so schnell über die Bühne gehen konnte. Die Finanzierung hat bestens geklappt“, sagt Dorbath. Probleme bereitete dagegen wiederholt das Wetter: Der heiße Juli habe das Aufbringen der mineralischen Wandfarbe nur an schattigen Stelle zugelassen, weil die schnell trocknende Farbe sonst deutlich die Anschlussstellen preisgegeben hätte.
„Bei der Freilegung der neoromanischen Fassade aus der Zeit zwischen 1879 und 1883 haben wir ursprünglich den originalen Putz erhalten wollen. Es hat sich dann aber gezeigt, dass darauf der neue Anstrich nur sehr schlecht gehalten hätte.“ Deswegen hätte auch die gesamte Westwand zwischen den beiden Türmen einen neuen Putz benötigt. „Die Risse, die sich dort jetzt zeigen, sind für uns ein Signal, dass die Schicht getrocknet ist und der Feinputz aufgetragen werden kann“, erklärt Ludwig beim Aufstieg zur großen Fensterrose.
Diese präsentiert sich bis auf die frühere Verglasungsebene freigelegt. „Das Mauerwerk der Fensterrose wird dunkelgrau gestrichen. So erweckt sie beim Betrachten den Eindruck von Glas“, erläutert Dorbath. Die baulichen Untersuchungen hätten gezeigt, dass für die Fensterrose Ende des 19. Jahrhunderts ein Stück der historischen Wand geopfert werden musste. „Erhalten geblieben ist die Gliederung der Westfront in drei Teilstücke: Turm-Wand-Turm, jeweils sieben Meter breit. Sie sehen: Gleich zwei heilige Zahlen“, sagt Dorbath.
Die Aussparung für die neue Domuhr ist derzeit noch leer. „Dort wird eine moderne, funkgesteuerte Uhr mit grauem Hintergrund, schwarzem Rand und goldenen Ziffern und Zeigern installiert.“ Wie bei Kirchturmuhren üblich, seien römische Ziffern und die Vier in der Darstellung „IIII“ geplant. Beim Blick hinter die Außenmauer offenbart sich originales Mauerwerk aus dem Jahr 1045. „Es erfüllt einen schon mit Ehrfurcht, so historisches Gemäuer zu erblicken“, sagt Dorbath. Im gleichen Atemzug bedauert er die wenig sensible Vorgehensweise früherer Bauverantwortlicher. „Die Sandsteinlisenen, die früher die Schießschartenfenster eingesäumt haben, wurden ebenso entfernt wie die steinerne Balustraden unterhalb der Turmhelme. Dabei hatten letztere die Bomben des 16. März 1945 nahezu unbeschädigt überstanden.“
Eine vereinfachte Version des neoromanischen Giebels bildet nach oben den Abschluss der Westfront zwischen den beiden Türmen. „Auf den komplizierten Rahmen mit vielen Bögen verzichten wir bewusst“, sagt Dorbath. Die Öffentlichkeit muss sich noch ein wenig gedulden, ehe das Gerüst komplett abgebaut wird und die neue Westfront zu begutachten ist. „Mineralischer Putz muss mit der Bürste aufgetragen werden, damit er sich optimal auf den Putz verteilt. Und das dauert einfach seine Zeit.“
Die Arbeiten an der Aussenfassade des Kiliansdoms begannen im Frühjahr 2005 an der Nordwand der Kathedrale. Damals wurden die Gesamtkosten auf rund 500.000 Euro beziffert.
mh (POW)
(4006/1323)